Neubau, Verwaltung
Bauherr:
Bau- und Liegenschaftsbetriebe NRW
Architekt:
Ortner & Ortner Baukunst, Köln
Leistung:
Tragwerksplanung, Fassadenberatung
Leistungsphasen:
1-4, 6
Gesamtfläche:
24.000 m²
Fertigstellung:
2014
Special Mention - Fritz-Höger-Preis 2014 für Backstein-Architektur
Finalist - DAM Preis für Architektur in Deutschland 2014
Auszeichnung - Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues 2015
Anerkennung - Deutscher Ziegelpreis 2015
Nomination - Cultural - Mies van der Rohe Award 2015
Der Neubau des Landesarchivs NRW liegt direkt am Kai des Duisburger Binnenhafens und wurde als 76 m hohes Turmgebäude in ein ehemaliges Speichergebäude integriert. Hierzu wurde die Dachkonstruktion des Speichergebäudes abgebrochen und das Bestandsgebäude entkernt. Es blieb lediglich die Fassade stehen, die in der Bauphase von außen gestützt werden musste. Um das Turmbauwerk mit seinen sehr hohen Lasten statisch in das Speichergebäude zu integrieren, wurden manschettenartige Vierendelstützen aus Stahl um die Bestandsstützen angeordnet, welche die Lasten unabhängig am Bestandsbau vorbeiführen.
Die Separierung der Lasten aus Bestandsbau und Turmbauwerk wurde auch für die Gründung beibehalten. Das Gründungskonzept sieht für den Archivturm eine Tiefengründung über Kleinbohrpfähle vor. Hierzu wurden ca. 500 Kleinbohrpfähle mit Einzellängen von 15 – 20 m im Untergeschoss des vorhandenen Speichergebäudes in den Boden eingebracht. Danach wurde das Untergeschoss komplett mit Beton vergossen. Durch diese Kombinierte Pfahl-Plattengründung (KPP) wurde es möglich, die sehr hohen Nutzlasten sicher in den Baugrund abzuleiten.
Ein besonderes Merkmal ist die Ziegelfassade, die den Charme des Bestandes aufnimmt und neu interpretiert. Das markante Satteldach ist in Stahlbauweise konzipiert und liegt vollständig im Außenbereich. Der frei bewitterte Dachraum ist Aufstellungsort für die Raumlufttechnik. Die Dacheindeckung wurde bewusst durchlässig entwickelt, sodass die mit einer Korrosionsschutzbeschichtung versehenen Stahlprofile allseitig belüftet sind und sich kein Niederschlagswasser ansammeln kann. Die Art der Dacheindeckung folgt konsequent den großflächigen, ornamentierten Ziegelfassaden des Turms. Zur Gewährleistung einer bautechnisch einwandfreien und dauerhaften Konstruktion musste für die Umsetzung einer schrägen Ziegelfassade eine fassadentechnische Sonderlösung gefunden werden. Bereits im Zuge der Entwurfsplanung wurden von osd mehrere Varianten für eine realisierbare Konstruktion untersucht. Die umgesetzte Lösung sieht vor, die Ziegel zu perforieren und lagenweise auf Stahlstäben zu fertigen Bauelementen „aufzufädeln“. Das Prinzip erlaubt die Kombination verschiedener Steinformen und damit die Bildung des charakteristischen Rauten-Ornaments. Durch das bewusste Auslassen von Elementen konnten Ansaugöffnungen für die Entrauchungsanlage in der Dachfläche geschaffen werden.
Das neue Turmbauwerk des Landesarchivs NRW zeigt eindrucksvoll, dass hohe gestalterische Qualität das Ergebnis einer gemeinsamen Motivation und konsequenten Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren ist.
Landesarchiv NRW in Duisburg (Foto O&O)
Landesarchiv NRW in Duisburg (Foto O&O)
LAV - Landesarchiv NRW: Ansicht und Schnitt
LAV
LAV im Bau
Stahlbeton Turm
Fassade
Fassade
LAV - Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Duisburg (Foto O&O Baukunst)
Eingang
Archivraum
Lastabtrag über Vierendeelstützen unabhängig vom Bestandsbau
© OSD